RWO meets Olympique Lyon

U13-Trainer hospitierte bei französischem Top-Club

Drei Monate war RWO-Nachwuchstrainer Jannick Weis zu Gast bei Olympique Lyon, einem der größten Clubs im französischen Fußball. Einen Einblick in die Strukturen der renommierten Akademie bekommen nur wenige.

Seit Sommer 2014 ist Weis Jugendtrainer in Oberhausen. Des Weiteren kümmert sich der aktuelle U13-Trainer um zahlreiche sportliche Belange rund um die RWO-Kleeblatt-Academy. In Kombination mit der Verpflichtung eines Auslandsaufenthalts während seines Studiums entstand die Idee, die Zeit gleichzeitig mit Fußball zu verbinden. „Ich habe mir daher Gedanken gemacht, wie ich diesen mit meiner Traineraufgabe bei RWO sinnvoll zusammenbringen könnte“, verrät Weis. Durch die guten Kontakte seines Vaters Olaf, der in der Schalker Jugend gearbeitet hat und mittlerweile zurück an der Lindnerstraße ist, bot sich Jannick im Herbst 2018 eine einmalige Chance: „Mein Vater hat auf einem Jugendturnier in Belgien den Kontakt Olympique hergestellt. Im Mai 2018 saß ich dann schon in Lyon mit den Verantwortlichen an einem Tisch und wir sprachen über den Hospitationsablauf“, erklärt Weis.

Eine Hospitation in der mehrfach ausgezeichneten Jugendakademie, die Stars wie Corentin Tolisso hervorgebracht hat, ist keine Selbstverständlichkeit. Nicht vielen gewährt OL, wie der Verein genannt wird, Einblick in die Abläufe. Weis bekam diese Chance und nutzte sie. „Mein erster Ansprechpartner in Deutschland war dann Thomas Hüfner, Leiter des RWO-Nachwuchsleistungszentrums (NLZ). Wir konnten uns unter der Bedingung, dass ich meine Frankreich-Erfahrungen mit dem Verein teile, schnell einigen“, sagt Weis. „Anfang Oktober erhielt ich vom französischen Fußballverband eine Arbeitslizenz. Ich war somit offizieller OL-Mitarbeiter. Das war schon besonders“, erinnert er sich.

Nachdem Weis die Arbeitserlaubnis erhalten hatte, ging es für ihn dann auch endlich so richtig los. Sofort fiel ihm auf: „Das eine ganz andere Welt. Lyon spielt in der ersten französischen Liga, RWO in der vierten deutschen Liga. Die finanziellen Möglichkeiten unterscheiden sich natürlich stark“, stellt Weis fest. Abgehoben war jedoch keiner, versichert er: „Ich wurde super aufgenommen und schnell in den Verein integriert“, sagt Weis. „Ich war bei jeder Fortbildung und jedem Seminar des Vereins dabei. Gemeinsam mit einem Kollegen durfte ich Videoanalysen für die Teams zusammenschneiden. Nach einiger Zeit konnte ich sogar eigene Trainingsgruppen leiten.“, erinnert sich Weis.

Dass er eine ordentliche Portion Erfahrung aus seiner Zeit bei RWO mitbringen konnte, half Weis bei seiner Integration in die OL-Jugendarbeit: „Die Verantwortlichen merkten, dass ich bereits mit der Arbeit auf hohem Niveau vertraut war.“ Der 22-Jährige merkte, dass beim großen französischen Top-Club und in Oberhausen durchaus nicht alles unterschiedlich ist: „Unter Berücksichtigung der knappen Mittel, haben wir in Oberhausen vieles richtig gemacht bezüglich der Professionalität und der Abläufe, oder auch in der Trainingsarbeit.“, beschreibt Weis die Gemeinsamkeiten. Im Vergleich mit Viertligisten aus Frankreich, die Weis ebenfalls bei Kooperationssitzungen des Vereins mit unterklassigen Clubs kennenlernte, hat RWO seiner Meinung nach, die Nase vorn: „Die Strukturen in der Jugendarbeit bei französischen Viertligisten im Vergleich zu RWO erscheinen mir nicht so professionell“, betont Weis.

Doch natürlich sind ihm auch einige Unterschiede zur deutschen Ausbildung aufgefallen: „Im sportlichen Bereich wird der Schwerpunkt eher auf Technik und Athletik, statt auf Taktik gelegt. Zudem stehen die französischen Jugendspieler weniger unter Ergebnisdruck. Es ist sekundär, wie die Spiele ausgehen. Die Spieler sollen selbst in der Meisterschaft versuchen so viel, wie möglich spielerisch zu lösen. So kommt es auch mal in der frühen Entwicklungsphase der Jungs zu Fehlern, die ein Spiel zu Gunsten des Gegners entscheiden. Auch Spieler mit anfänglichen Defiziten in der Körpergröße kriegen genauso ihre Einsatzzeiten, wie die bereits größeren und körperlich stärkeren Mannschaftskammeraden“, erklärt Weis: „Die Durchlässigkeit im Nachwuchs wird in Lyon intensiver gelebt. Man legt einen ganz anderen Fokus in der Spielerentwicklung.“ Damit spricht Weis vor allem die individuelle Klasse an, die am Ende darüber entscheidet, ob ein Spieler früher oder später den Einstieg ins Profitum meistert. Weis: „Der Verein vertritt die vier Schlagwörter engagement, humilité, respect und excellence (Anm. d. Red.: dt. Engagement, Demut, Respekt und Exzellenz). Den Spielern wird in Lyon weniger die Vereinsphilosophie oder irgendein Image-Slogan vermittelt, sondern vielmehr der Wille, es in den Profibereich zu schaffen. Am Ende profitiert der Verein auch von den Ablösesummen seiner Eigengewächse.“

So ist es nicht verwunderlich, dass die größten Namen aus der OL-Schmiede dem Verein bereits früh in ihrer Karriere den Rücken kehrten, wie beispielsweise Karim Benzema mit bereits 22 Jahren in Richtung Real Madrid. Aktuell machen Talente, wie Houssem Aouar und Rayan Cherki auf sich aufmerksam. Weis: „Der Verein brüstet sich damit, viele Spieler in die oberste Etage Europas gebracht zu haben. Samuel Umtiti, der mittlerweile beim spanischen Top-Club FC Barcelona kickt, ist eins der prominenten Beispiele.“

Als Fazit seiner Hospitation in der erfolgreichsten Nachwuchsakademie Frankreichs bleibt bei Weis hängen: „In Deutschland wird noch zu wenig Wert auf den Einzelnen gelegt. Die Franzosen beneiden uns jedoch immer wieder um unsere Disziplin und das mannschaftsdienliche Spiel. Entscheidend in der Jugendarbeit ist ein guter Mix aus Teamtraining und individueller Förderung.“

Weis möchte nicht abstreiten, dass sich einige Abläufe in seinen Trainingsinhalten wiederfinden. „Die Zeit hat mich schon sehr geprägt und hat Einfluss auf meine Arbeitsweise genommen – sowohl auf als auch neben dem Platz.“

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