Regionalliga West | 16. Spieltag | SC Preußen Münster – RWO

Nach Vorkommnissen: Offener Fanbrief an Preußen Münster

Am 16. Spieltag der Regionalliga West war Rot-Weiß Oberhausen zu Gast beim SC Preußen Münster (1:3). Vor dem Spiel am Samstag, 13. November, ereigneten sich Dinge rund um den Gästebereich des Preußenstadions, die Anlass für unseren Sicherheitsbeauftragten, unsere Fanbeauftragten, sowie unser Fanprojekt und den RWO-Fanrat waren, um dem Gastgeber die wichtigsten Dinge in einem offenen Brief mitzuteilen.

Der Brief im Wortlaut:

Offener Brief an den Vorstand des SC Preußen Münster zu den Vorkommnissen rund um das Spiel gegen Rot-Weiß Oberhausen im Preußenstadion am 13.11.2021

Liebe Verantwortliche des SC Preußen Münster,

wie zu jedem Spiel begleiteten wir: der Sicherheitsbeauftragte von Rot-Weiß Oberhausen (RWO), die Fanbetreuung von RWO und das sozialpädagogische Fanprojekt Oberhausen, am Samstag das Auswärtsspiel in Münster.

Bereits die Spielvorbereitung durch RWO im Austausch mit Preußen Münster sorgte für eine erste Verwunderung, da scheinbar die angekündigte Zahl von 400 mitreisenden RWO-Fans für eine Überforderung der Infrastruktur im Gäste-Eingangsbereich sorgen würde. So konnte immerhin noch kurzfristig ein Vorverkauf der Tickets im Fanshop von RWO realisiert werden, um so die Situation am Eingang zu entspannen.

Am Spieltag selbst, bei einer Wetterprognose von 9 Grad und Regen, gepaart mit der Tatsache, dass der Gästeblock in Münster kein Dach besitzt, hatte die aktive Fanszene drei Kartons mit roten Regenponchos (siehe Bild) - wie sie auch massenhaft auf Open-Air-Musikfestivals verteilt werden - für alle Gästefans dabei.

Während der erste Karton problemlos vom Ordnungsdienst ins Stadion gelassen wurde, durften Karton 2 und 3 plötzlich nicht mehr ins Stadion bzw. verständigte man sich wohl darauf, dass die Ponchos vor dem Stadion an die Fans verteilt werden müssen und dann pro Person ein Poncho ins Stadion mitgenommen werden darf.

Nach kurzer Zeit war auch diese Lösung nicht mehr willkommen und es wurde ein kompletter Einlassstop verhängt.

Als Begründung teilte der Sicherheitsbeauftragte von Preußen Münster mit, dass der Veranstaltungsleiter die Regenponchos nicht duldet und der Einlass erst fortgesetzt wird, wenn die sich im Stadion befindlichen Ponchos abgegeben werden.

Weiter verwies man auf die Stadionordnung und den sich darin befindenden Passus des „Uniformierungsverbots“ gegen den gerade verstoßen wird.

Wir würden uns an der Stelle sehr darüber freuen, wenn uns dieser Abschnitt aufgezeigt wird, wir konnten ihn in Ihrer Stadionordnung (https://scpreussen-muenster.de/stadion/das-stadion/stadionordnung/) nämlich nicht finden.

Auch für die Aussage, dass die Ponchos zur Vermummung dienen könnten, hätten wir gerne konkretere Ausführungen.

Auf unsere Frage, was denn eigentlich wäre, wenn alle Fans jetzt das gleiche rote Trikot oder die gleiche Regenjacke (siehe Wetterprognose) angehabt hätten, lautete die Antwort: Achselzucken. Stattdessen bekamen wir mitgeteilt, dass die Polizei auch gewillt wäre in den Block zu gehen und die Fans mit Ponchos (darunter auch Kinder) rauszuholen, um das Hausrecht des Veranstalters durchzusetzen.

Ja, so kann man sich an einem bis dahin absolut störungsfreien Spieltag selbst Probleme schaffen.

Weder unsere Vermittlungsbemühungen noch die der szenekundigen Beamten der Polizei Oberhausen fanden beim Veranstaltungsleiter Gehör, welcher auch nicht direkt mit uns kommunizierte, sondern nur über den Sicherheitsbeauftragten des Vereins oder dem Hundertschaftsführer der Polizei. Es ist für uns in keiner Weise nachvollziehbar und erklärlich, wieso weder der Veranstaltungsleiter noch der Einsatzleiter der Polizei, wie in solchen Fällen üblich, das professionelle Netzwerk der beteiligten Institutionen

zusammengezogen haben, um über die Situation zu beraten. Dieses Verhalten bekräftigt uns in unserer Meinung, dass es nie eine wirkliche und begründbare Gefahrenlage gegeben hat.

Es ist der aktiven RWO-Fanszene zu verdanken, dass diese absurde Situation nicht vollkommen eskalierte, in dem sie letztendlich umsichtig und besonnen handelten und die Ponchos ablegten. Damit wurde dann auch das perfide gegeneinander Ausspielen beendet, die sich noch draußen befindenden Fans nicht reinzulassen, solange die Ponchos getragen werden.

Die Situation vor dem Stadiontor Bedarf an dieser Stelle ebenfalls einer gesonderten Betrachtung. Mit einem lauten Ausruf: „Einlasstop“, durch den Ordnungsdienst, wurde der Einlass in den Gästeblock unterbrochen. Nach einigen Minuten wurden zusätzlich die Stadiontore geschlossen und bei den zahlreichen Menschen, die am Einlass standen, machte sich deutliche Verwunderung breit, die nach einigen Minuten in Wut umschlug. Die groteske Situation, geschätzt 200 Menschen 30 Minuten lang dicht gedrängt, kommentarlos dort einzupferchen, lässt uns fassungslos zurück.

Das elementare Mittel der Deeskalation, nämlich die Kommunikation, fand zu keiner Zeit statt. Niemand klärte die Menschenmasse über die Beweggründe oder den weiteren Ablauf auf. Der eingesetzte Ordnungsdienst kommunizierte gar nicht mit den dicht gedrängt wartenden Fans und den Uniformierungen nach zu urteilen, waren weder Einsatz- oder Bereichsleitungen des Ordnungsdienstes draußen anwesend.

Mit dem Blick auf die besorgniserregende Pandemielage ist diese Entscheidung mit unabsehbaren Folgen verbunden und absolut fahrlässig. Hier wurde durch den Veranstalter eindeutig der Gesundheitsschutz der Menschen missachtet und in dieser chaotischen Situation, ein völlig unnötiges und unverzeihliches Infektionsrisiko geschaffen.

Dass durch diese Handlung viele Zuschauer nicht pünktlich zum Spielbeginn im Stadion waren, ist an dieser Stelle nur eine Randnotiz.

Sehr gerne hätten wir dem Veranstaltungsleiter unsere Sicht der Dinge persönlich mitgeteilt, aber das für 14:10 Uhr angesetzte „Kurvengespräch“ zwischen den Vereinen, der Fanbetreuung und den Sicherheitsorganen wurde kurzfristig und ohne Nennung von Gründen abgesagt. Vielleicht nehmen Sie sich unseren Ausführungen trotzdem an und hinterfragen die Sinnhaftigkeit dieser unnötigen, Beinahe-Eskalation.

Deeskalation und Willkommenskultur sehen, unserer Meinung nach, anders aus.

Gerne stehen wir Ihnen auch weiterhin persönlich zur Aufarbeitung des Spieltages zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Thorsten Binder (Vorstand und Sicherheitsbeauftragter Rot-Weiß Oberhausen)

Anke Gryszka & Inga Rellermeyer (Fanbeauftragte Rot-Weiß Oberhausen)

Sascha Bonack & Stefan Kalisch (Fanprojekt Oberhausen)

RWO-Fanrat

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