Das Halbfinale im Niederrheinpokal gegen den MSV Duisburg
Mit letzter Kraft über die Ziellinie!?
Seit einer gefühlten Ewigkeit grüßt unser Gast nun schon von der Tabellenspitze der 3. Liga. Seit dem 9. Spieltag stehen die Akteure von Ilija Gruev ganz oben und konnten diesen Platz auch in krisenhaften Zeiten immer verteidigen. Doch so hundertprozentig zufrieden ist man in Fankreisen trotzdem nicht. Böse Zungen behaupten sogar, der MSV stünde nur da oben, weil der Rest der Liga einfach zu schwach sei, den „Zebras“ auf Dauer Paroli zu bieten. Doch „schwach“ in Bezug auf die Konkurrenz ist eigentlich nicht das richtige Attribut. Fehlende Konstanz trifft es da schon eher. Interessanterweise ist der FSV Zwickau trotz der jüngsten 1:5-Klatsche in Münster die mit Abstand stärkste Rückrundenmannschaft der 3. Liga. Da die Sachsen aber in der Hinrunde nur 17 Punkte holten und im Winter gar auf einem Abstiegsplatz rangierten, reicht es in der Zwischenabrechnung nur zu einem respektablen Platz im erweiterten Verfolgerfeld. Die „Zebras“ hingegen konnten – von einigen sportliche Wellentälern abgesehen – diese Konstanz über die komplette Saison im Vergleich zur Konkurrenz noch am ehesten auf den Platz bringen. So war es in der Hinrunde die Abwehr, die die Grundlage für den sportlichen Erfolg sicherte. Meist genügte ein einziger Treffer, um am Ende als Sieger den Platz zu verlassen. Ganze 11 Gegentreffer ließen Torhüter Mark Flekken und seine Vorderleute im ersten Saisondurchgang zu. Einzig die Torausbeute von 21 war für einen Tabellenführer eher mager. Daran sollte in der Winterpause gearbeitet werden, was zum Teil auch gelang. Leider verlor die Defensive an Wirkung. Es wurde über die komplette Spieldistanz nicht mehr so konzentriert verteidigt, wie dies in der Hinrunde noch der Fall war. Im letzten Heimspiel gegen den FSV Frankfurt ging das noch mal gut, als man innerhalb von acht Minuten einen 0:2 Rückstand in ein 3:2 umwandelte. Leider bekam in diesem Spiel das wichtige Verhältnis zwischen Fans und Mannschaft einen Riss. Die Pfiffe zur Halbzeit ärgerte die Mannschaft so sehr, dass sie das nach dem Wechsel fix gedrehte Spiel nicht mit dem Anhang in der Kurve feiern wollte. Doch, so betont man an der Wedau, sei der Schulterschluss mit den Fans eminent wichtig, um die sportlichen Ziele zu erreichen.
Und dieses sportliche Ziel lautet nun klipp und klar: „Aufstieg in die 2. Liga“. Wie nicht anders zu erwarten, ist der Aufstieg eine sportliche Notwendigkeit, um wirtschaftlich überleben zu können. MSV-Präsident Ingo Wald fand da in der jüngsten Mitgliederversammlung auch ganz deutliche Worte: „Die einzigen, die in der 3. Liga Spaß haben, sind die Insolvenzverwalter!“ Die jüngsten Beispiele aus Frankfurt und Aalen scheinen seine Worte zu unterstreichen.. Auch aus diesem Grund muss der MSV in diesem Jahr die Chance nutzen und aufsteigen. Die in Liga 2 mehr generierten Gelder sollen dabei helfen, den Schuldenberg etwas abzubauen. Geld, das für Neuverpflichtungen dann definitiv nicht zur Verfügung stehen wird. „Wir werden Sportdirektor Ivica Grlic einen Etat zur Verfügung stellen, mit dem er es schwer haben wird, eine schlagkräftige Mannschaft zusammenzustellen“, kündigte Wald an. Keine ganz so rosigen Aussichten also!
Schlagkräftigkeit und das Zusammenspiel mit den Fans wird nun erst einmal benötigt, um in den verbleibenden drei Meisterschaftsspielen die dringend benötigten Punkte für den Aufstieg einzuheimsen. Denn durch die jüngste 1:2-Niederlage in Aalen ist der Vorsprung auf das breiter gewordene Verfolgerfeld auf relativ überschaubare fünf Punkte zu Platz drei zusammengeschmolzen.
Der Focus der sportlich Verantwortlichen liegt also in den kommenden Wochen eher auf der Meisterschaft. Da wird das Halbfinale um den Niederrheinpokal zu einem riesigen Spagat. Auf der anderen Seite will man natürlich den für den Verein so wichtigen Anhang nicht vergraulen, in dem man das Spiel bei RWO „herschenkt“. Ilija Gruev hatte nach dem Aalen-Spiel bereits angedeutet, nicht mit der Top-Elf auflaufen zu wollen, trotzdem eine „solide und seriöse“ Einstellung bieten zu wollen. Vielleicht liegt darin auch so ein bisschen die Hoffnung auf die Torgefahr von Stanislav Iljutcenko, dem mit acht Toren erfolgreichsten Schützen seiner Mannschaft. Da der Russe nach seiner zehnten gelben Karte für das Meisterschaftsspiel gegen Lotte gesperrt ist, könnte ihn Gruev im Stadion Niederrhein bedenkenlos einsetzen.
So weit so gut! Nach den abgelieferten und missglückten „Generalproben“ beider Teams in Köln und in Aalen kommt es im lange herbeigesehnten Nachbarschaftsduell im Halbfinale um den Niederrheinpokal. Hier ein Sieg für RWO und am Ende der Zweitligaaufstieg des MSV. Damit dürften eigentlich alle Fußballfans im westlichen Ruhrgebiet sehr gut leben können. Bei aller sportlichen Rivalität....