1:0-Sieg über Viktoria Köln war ein Triumph der Taktik
Selbsttor setzt den Meister matt
Mit einem Sieg über den FC Viktoria Köln hat Rot-Weiß Oberhausen die extreme Ausgeglichenheit der Liga in dieser Saison bestätigt.Um das hocbezahlte Ensemble von der rechten Rheinseite zu schlagen, bedarf es gleichwohl außergewöhnlicher Umstände. Dazu gehörten am Freitagabend eine Taktik, mit der Viktoria-Trainer Marco Antwerpen und sein Team überhaupt nicht klar kamen, und dazu gehörte ein Tor aus dem Kuriositäten-Kabinett.
Man kann sich auf diese beiden Faktoren konzentrieren, denn der Spielverlauf war derartig von der Oberhausener Taktik (und von dem Kölner Unvermögen, sie zu parieren) geprägt, dass man auf ihn nicht großartig einzugehen braucht.
Die Taktik: Mike Terranova hatte sein Team eine Woche lang trainieren lassen, wie es ist, wenn er einen Spieler ganz und gar auf einen Gegner abstellt. Das war Yassin Ben Balla, der Kölns Mike Wunderlich über die komplette Distanz beschattete und ihn völlig aus dem Spiel nahm. Ben Balla leistete sich das ohne ein einziges Foulspiel und hatte bisweilen noch Zeit, was für den Angriff zu tun. Wunderlich erging sich mit zunehmender Spieldauer in Reklamieren und Verwünschungen. Warum sein Trainer ihn nicht auswechselte, ist verwunderlich.
Das Tor: Wir schreiben die 81. Minute, als sich Kapitän Patrick Bauder in der eigenen Hälfte den Ball angelt und aus dem Mittelkreis mit einem Pass aus dem Fußgelenk den auf Rechtsaußem spurtenden Rafel Garcia bedient. Der ist im Sprintduell mit Kölns Innenverteidiger Daniel Reiche, der noch hauchdünn den Ball erwischt und ihn wegschlagen will. Aber wohin? Ins Aus? Zur Ecke? Zum Torwart? Wir sind gute 35 Meter vor dem Tor, der Ball hat Schnitt und Tempo, und er rutscht wohl über Reiches Fuß, nimmt mit merkwürdiger Flugbahn die Richtung Tor und Torwart. Dort hatte Sebastian Patzler noch keine Patzer gezeigt, aber dieser Ball muss in ihm Gedanken hervorrufen, die er nicht schnell genug koordinieren kann. Soll ich ihn fangen? Soll ich ihn fausten? Soll ich ihn über die Latte fingern? Was er genau tut, ist schwer zu deuten, das Ergebnis aber wohl: Der Ball liegt im Netz, es steht 1:0 für RWO – und es bleibt dabei!
RW Oberhausen: Udegbe – Heber, Nakowitsch, Löhden, Odenthal – Fleßers, Ben Balla – Reinert (62. Schikowski), Bauder (83. Scheelen), Topal – Garcia (90. Lorch). Trainer: Terranova.
Bank: Wozniak (Tor), Stojan, Serdar, Kurt.
FC Viktoria Köln: Patzler – Lanius, Reiche, Lohmar, Wallenborn – Koronkiewicz (77. Lang) - Holzweiler, Wunderlich, Junglas (86. Goralski) , Golley – Rüzgar (61. Backszat). Trainer: Antwerpen
Bank: Sowade (Tor), Fiore, Saghiri.
Tor: 1:0 Eigentor Reiche/Patzler (81.).
Gelb: Fleßers, Topal, Garcia, Nakowitsch, Ben Balla – Lanius, Koronkiewicz.
Schiedsrichter: Mitja Stegemann (Bonn) mit den Assistenten Florian Hesselmann und Martin Tietze.
Zuschauer: 2224.
Stimmen:
RWO-Kapitän Patrick Bauder: Das war natürlich ein sehr kurioses Tor, mit dessen Hilfe wir also gewonnen haben. Kriege ich eigentlich einen 'assist' für den Pass? Aufgrund unserer wirklich hervorragenden taktischen Leistung auf allen Positionen haben wir sogar verdient gewonnen, denn wir haben kaum was zugelassen und immer mitgespielt. Wie Yassin den Wunderlich aus dem Spiel genommen hat, war ganz große Klasse. Danke auch an den Support von den Rängen. Ich weiß, dass wir es unseren Anhängern nicht immer leichtmachen, aber es ist schon einmalig, wie wir immer unterstützt werden.
Viktoria-Trainer Marco Antwerpen: Wir sind gut reingekommen und haben das frühe Tor versäumt. Dann haben wir ein Topspiel gesehen, in dem alles dabei war: sauberes Passsiel, hohes Tempo, Gegenpressing, ein schön herausgespieltes Tor. Das war eine bittere Niederlage.
RWO-Trainer Mike Terranova: Ich bin sehr stolz auf meine junge Mannschaft, die heute eine hervorragende Leistung gezeigt hat. Wir haben auch in dieser Saison schon unnötig Punkte liegen gelassen, die wir jetzt glücklich, aber verdient mitnehmen. Yassin Ben Balla ist ein Rohdiamant, er hat großartig gespielt. Aber gegen eine der besten deutschen Regionalligamannschaften waren alle auf ihrem Posten. Ich kann nur sagen: Hut ab! Dank auch an die Fans, die einfach super sind. Oberhausen darf heute stolz sein.