Ostermontag daheim gegen den Wuppertaler SV
Eine emotionale Achterbahnfahrt
Der Wuppertaler SV tat und tut es in seiner sportlichen und wirtschaftlichen Situation der bergischen Heimat gleich. Dauernd ging es rauf und vor allen Dingen runter. Wobei man sich am Wuppertaler Zoo derzeit zumindest sportlich in einer Höhenlage befindet. Der ehemalige Bundesligist (1972-1975) befand sich in den vergangenen Jahren vor allen Dingen in finanziellen Angelegenheiten dagegen eher im Tal. 2013, wenige Monate nach dem Rücktritt des langjährigen Vorsitzenden und Geldgebers Friedhelm Runge, gab der Verein bekannt, dass er wegen Zahlungsunfähigkeit das Insolvenzverfahren einleiten müsse. Nach dem daraus resultierenden Zwangsabstieg in die Oberliga, kehrte der Traditionsverein 2016 in die Regionalliga zurück. Gut lief es da sportlich für die Bergischen, die sich immer fein von den Abstiegsrängen entfernt aufhalten durften. Von diesen Erfolgen inspiriert, wurde mit „WSV 2020“ sogleich ein Konzept entwickelt, das letztendlich zum Ziel hat, dem WSV-Fan zu Beginn des kommenden Jahrzehnts wieder Drittligafußball präsentieren zu können.
Sieht man sich einmal die sportliche Entwicklung der Mannschaft an, dann könnte dieses Konzept durchaus aufgehen. Die Mannschaft spielt eine herausragende Saison und kann sich durchaus berechtigte Hoffnungen machen, hinter den (finanziellen) Ausnahmeteams aus Köln und Uerdingen am Ende auf dem dritten Platz zu landen. Dabei lief es hinter und auch vor den Kulissen zuletzt gar nicht mehr so rund. Erst wurde bekannt, dass Erfolgstrainer Stefan Vollmershausen heftigst mit den Verantwortlichen von Viktoria Köln flirtete, was das Innenverhältnis zu Sportvorstand Manuel Bölstler doch arg belastete. Der Wechsel zu den Kölnern scheiterte, und Vollmershausen bereitete die Mannschaft im spanischen Trainingslager auch noch auf die Restrunde vor, doch kurz vor dem Jahresauftakt wurde der Coach fristlos entlassen. Zwar wurde die „Fristlose“ zurückgezogen und in eine Vertragsauflösung umgewandelt, doch die Beendigung einer ansonsten sehr erfolgreichen Zusammenarbeit wurde letztendlich unter sehr unschönen Bedingungen beendet.
Sein Nachfolger wurde U19-Coach Christian Britscho, der seit seinem Amtsantritt mit seiner Mannschaft noch ohne Niederlage blieb. Schlechte Nachrichten für die Vereinsmitglieder und Fans wurden dagegen bei der Jahreshauptversammlung verkündet. Aller Wahrscheinlichkeit nach steht am Ende des laufenden Geschäftsjahres wie bereits im Jahr zuvor ein Fehlbetrag im unteren sechsstelligen Bereich. Daraus zog man die Konsequenzen und beantragte - anders als noch im Oktober verkündet - keine Lizenz für die 3. Liga. Zwar konstatierte man eine gute spielerische Entwicklung, braucht aber noch mehr (finanzielle) Unterstützung, um mittelfristig höhere Aufgaben anzugehen.
Auch wenn der WSV genau wie RWO für diese Runde alle Aufstiegsambitionen ad Acta gelegt haben, dürfte die Begegnung am Ostermontag für genügend Spannung sorgen. Immerhin treffen zwei Teams aufeinander, die spielerisch einiges zu bieten haben. Am Rande gab es auch noch die Rückkehr zweier „Urgesteine“ zurück in „ihre“ Stadt. Enes Topal kehrte nach einem halben Jahr in Oberhausen zurück zum WSV, während Raphael Steinmetz den umgekehrten Weg ging. Für beide scheint sich der Wechsel gelohnt zu haben, kommen sie doch mittlerweile vermehrt zu ihren Einsätzen.