Unser Auftakt gegen den Aufsteiger vom Niederrhein
Der Bauunternehmer, die Bundestrainerin und der Currywurst-Verkäufer
Als sich die „Kleeblätter“ im Jahr des Sommermärchens 2006 nach einem fürchterlichen Absturz von der 2. Liga in die Oberliga Nordrhein plötzlich mit den sportlichen Konkurrenten in der näheren Umgebung auseinander setzen musste, gab man dieser Spielzeit an der Lindnerstraße das passende Motto: „Heimatkunde“. Es durften ein Jahr lang Orte aufgesucht werden, die man bislang nur aus den Tabellenübersichten der regionalen Sportseiten kannte. Für RWO war der sportliche Absturz gleichzeitig die Geburtsstunde einer Mannschaft, die mit Trainer Hans-Günter Bruns den -nie für möglich gehaltenen- Durchmarsch zurück in die 2. Liga schaffte. Doch wie gesagt, war zuvor die intensive „Heimatkunde“ angesagt. Diese führte auch an die Poststraße nach Straelen, wo Trainerin Martina Voss in Dreifachfachbelastung den Oberligisten zum Klassenerhalt coachen konnte. Die damalige Partnerin und spätere Ehefrau des Bauunternehmers Hermann Tecklenburg war zum damaligen Zeitpunkt noch Verbandssportlehrerin und Chefredakteurin des Frauenfußballmagazins FF. Im September wird die Rekord- Nationalspielerin nach der WM-Qualifikation die Nachfolge von Horst Hrubesch als Bundestrainerin der Frauen-Fußballnationalmannschaft antreten.
Nun, zwölf Jahre später, treffen RWO und der rund 2000 Mitglieder-starke Mehrspartenverein aus dem Kreis Kleve wieder in der Meisterschaft aufeinander. Eigentlich ist dies auch keine Selbstverständlichkeit, zumal der SV Straelen noch vor zwei Jahren in der Landesliga spielte. Doch die Oberliga blieb nach dem Aufstieg vor einem Jahr nur eine schöne Zwischenstation, die nicht ganz ohne Reibungsverlust absolviert wurde. Denn Trainer Dietmar Schacht, der die Mannschaft nach dem Aufstieg nur 13 Spiele lang betreute, trennte sich vom SV in beiderseitigem Einvernehmen, steht allerdings noch bis 2020 unter Vertrag. Die gewonnene Zeit nutzt der gebürtige Duisburger, um sich mit „Didis Original Berliner Currywurst“ ein kulinarisches Standbein aufzubauen.
In Straelen setzte man nach dem Schacht-Abschied auf Trainer Marcus John, der mit der Mannschaft in den letzten zehn Spielen die nötigen Punkte für den Regionalligaaufstieg einsammeln konnte. Doch damit ist in dem rund 15000-Einwohner Ort auch die sportliche Obergrenze erreicht. „Man will“, so ist aus Straelen zu vernehmen, „am Ende bester der vier Aufsteiger sein. Damit wäre das Ziel Klassenerhalt bei drei Absteigern erreicht.“ Dafür wurde auch einiges getan. So wurde mit David Buchholz von den Sportfreunden Lotte ein ganz erfahrener Keeper verpflichtet, und gerne würde man für die Abwehr und das Mittelfeld noch jeweils einen Akteur holen, der die entsprechende Erfahrung und Führungsqualität besitzt. Mit René Jansen verfügt man bereits über einen Knipser, der mit 21 Treffern einen wesentlichen Anteil zum Aufstieg des SV Straelen in die Regionalliga beigetragen hat.
Aber auch in Sachen Infrastruktur hat man am linken Niederrhein nichts dem Zufall überlassen. Als sich der sportliche Erfolg abzeichnete, beauftragte Bauunternehmer Tecklenburg seinen Projektentwickler Stefan Dix damit, das heimische Stadion fit für die Regionalliga zu machen. In der vergangenen Woche wurde das neue Schmuckkästchen der Öffentlichkeit vorgestellt. Bis auf die Hochrisikospiele und eventuelle Flutlichtspiele kann man bei den Heimspielen im Ort bleiben. Mangels fehlender Beleuchtung würde man bei Abendspielen an den Klever Bressenberg umziehen. Die Suche nach einem Ausweichort für Risikospiele kann noch warten, da man Aachen, RWE oder RWO erst in der Rückrunde erwartet. Gerne hätte man da die nahe liegende Alternative in Venlo gewählt, doch die Spiele der Regionalliga West müssen zwingend auf dem Grund und Boden des Westdeutschen Fußballverbandes ausgetragen werden.