KFC Uerdingen - RWO 4:2
Aufholjagd wird nicht belohnt
Verkehrte Fußball-Welt in der Grotenburg: Die Mannschaft mit der klaren Überzahl an klaren Torchancen verliert 2:4, der Trainer der Verlierermannschaft ist mit der gezeigten Leistung weitgehend zufrieden, der Trainer der Siegermannschaft geht mit seiner Truppe ins Gericht. So kann Fußball also auch sein. Der KFC Uerdingen setzt mit einem 4:2 (2:0) über RW Oberhausen seine Erfolgsserie fort, der SC Rot-Weiß fährt zwar die von vielen erwartete Niederlage ein, verrät aber eine deutliche Leistungssteigerung im Vergleich zu den letzten Wochen.
Es war schon früh zum Haareraufen: RWO setzte die ersten Akzente und spielte sich gegen eine wenig überzeugende Uerdinger Abwehr (die ja als Bollwerk besonderer Güte gilt) schon in den Anfangsminuten zwei Chancen, die so dick waren, dass man sie im Notizblock fett unterstrich. Es hätte schon 2:0 für RWO stehen müssen, als Robin Udegbe im Tor sein ganzes großes Können zeigte und gegen Maximilian Beister im Stile eines Eishockeytorwarts klärte. Nach Chancen 2:1 für RWO, und dann fällt das erste Gegentor: Der überragende Uerdinger Oguzhan Kefkir schickte Beister steil zwischen Jannick Löhden und Kai Nakowitsch, und Beister vollendete (15.).
Die Kleeblätter blieben unbeeindruckt und geduldig, versuchten Ballbesitzspiel gegen hoch angreifende Krefelder (was Räume eröffnete). Und RWO kam weiter zu Großchancen. Raphael Steinmetz schoss mehrfach aus aussichtsreicher Position und scheiterte – nach 30 Minuten die Chancenaufteilung 2:4. Und in der 42. Minute ein Tor, das gar nicht hätte fallen dürfen, denn Kefkir schoss aus fast 30 Metern aufs Tor, obwohl Trainer Stefan Krämer von der Bank aus gebrüllt hatte: „Nicht scheßen!“ Tat er doch, und der Ball landete nach merkwürdigem Flug und wechselvoller Flatterei im Winkel. Wie Kefkir den Ball ergattert hatte, gehört mit zu den Gegebenheiten in der maroden Grotenburg: Udegbe hatte aus dem Strafraum heraus steil auf Yassin Ben Balla gespielt, und im Moment der Ballannahme versprang die Kugel, der Rumpelrasen brachte das Leder zu Kefkir. Halbzeit.
Vier Minuten nach dem Seitenwechsel schien die Entscheidung gefallen, und Oberhausener Anhänger mussten nun ein Debakel befürchten. Nach einem Freistoß von Kefkir sprang völlig unbedrängt KFC-Abwehrchef Christopher Schorch im Fünfmeterraum in den Ball und drückte ihn rein (49.). Aber es ging munter weiter: Uerdingen wurde aufreizend nachlässig, beachtete bei einem weiteren RWO-Eckball den aufgerückten Nakowitsch überhaupt nicht. Der bedankte sich per Kopfball zum Anschlusstreffer (54.). Und fünf Minuten später markierte Steinmetz endlich „sein“ Tor. Nach einer abgewehrten Ecke flog der Ball auf ihn zu, und volley nahm „Steini“ ihn auf und donnerte ihn unter die Latte. Nur noch 2:3, aber das Glück blieb ein treuer Begleiter der Blau-Roten: Nur acht Minuten nach dem Anschlusstor zog Kefkir aus 16 Metern ab und traf den Pfosten, Beister staubte den Abpraller zum 4:2 ab. Und als Maik Odenthal nur wenige Minuten später aus andertthalb Metern Entfernung einen Nachschuss gegen den Pfosten setzte, war es klar: Gegen höhere Mächte ist kein Kraut gewachsen. Oberhausen war überhaupt nicht mit dem Glück im Bunde, spielte bis zum Schluss gut, aber traf nicht mehr.
Für RWO geht es schon am kommenden Dienstg weiter: Um19.30 Uhr kommt der SC Wiedenbrück ins Stadion Niederhein, am Samstag danach tritt um 14 Uhr die U21 des 1.FC Köln auf, und am Dienstag, 17. April, werden ab 19.30 Uhr im Niederrheinpokalhalbfinale die Klingen mit dem FSV Duisburg gekreuzt.
Aufstellung
KFC: Vollath - Schorch, Dorda, Holldack, Erb - Krempicki, Öztürk, Kefkir - Beister (Chessa/81.), Musculus (Pino Tellez/62.), Endres (Rüter/66.)
Bank: Benz (Tor), Ellguth, Reichwein, Rüter, Chessa, Pino Tellez, Müller
Trainer: Stefan Krämer
RWO: Udegbe – Heber, Löhden, Nakowitsch, Odenthal (Garcia/77.) – Fleßers, Ben Balla, Bauder, Schikowski (Hermes/62.) – Steinmetz (Reinert/87.), Kurt
Bank: Can (Tor), Schikowski, Steinmetz, Kurt, Nakowitsch, Scheelen
Trainer: Mike Terranova
Tore: 1:0 Beister (15.), 2:0 Kefkir (42.), 3:0 Schorch (49.), 3:1 Nakowitsch (54.), 3:2 Steinmetz (60.), 4:2 Beister (67.)
Gelb: Krempicki, Öztürk - Kurt
Schiedsrichter: Dustin Sikorski - Torsten Schwerdtfeger, Jens Laux
Zuschauer: 3100